Aus gegebenem Anlass: Ende August 2017 sind die Schulferien in NRW zu Ende und für etwa 2000 Aachener i-Dötze beginnt ihr nächster spannender Lebensabschnitt.

Im vergangenen Jahr nutzte der Aachener Zeitungsverlag diesen Tag, um in einer gesponsorten Sonderbeilage Fotos von Aachener Erstklässlern und Pädagogen aus 50 städtischen und privaten Grund- und Förderschulen zu veröffentlichen. Diese Beilage erschien im gesamten Verbreitungsgebiet, angepasst an die Schulen der entsprechenden Kommunen.
Dazu einige Anmerkungen:
Rechtlich ist dagegen nichts einzuwenden, denn die Eltern der Kinder haben vorher wohl eine Einverständnis-Erklärung unterschrieben, in der sie einer Veröffentlichung des Bildes zustimmen. Außerdem finden sich in der Beilage keinerlei Namen (außer natürlich die Namen der Schulen).
Schwer vorstellen kann ich mir allerdings, dass den Eltern bewusst ist, dass ihre Lütten als Werbeträger für den oder die Werbekunden des Beilegers herhalten müssen. Der Zeitungsverlag bewirbt diese Sonderbeilage u.a. damit, den “Aufmerksamkeitswert der Anzeige zu erhöhen” und die “Zielgruppe noch genauer zu erreichen”. Einen redaktionellen Nährwert (z. B. detaillierte Schulprofile oder gesellschaftliche und politische Herausforderungen im kommenden Schuljahr) findet man in dieser Beilage nicht. Das ist mit wenig Aufwand schnell verdientes Geld und nutzt lachende Kindergesichter für eine erfolgreiche Produktplatzierung, die – wir kennen diese Art Buddy-Marketing von Facebook – bei den Kindeseltern (Zielgruppe) mit einem Bild ihres eigenen Kindes Werbung macht.
Dass der der Verlag natürlich damit auch seine Auflage steigert, weil einige Eltern sich vermutlich entgegen ihrer Gewohnheit oder außerhalb der Reihe ein Zeitungsexemplar besorgen, um die Beilage zu bekommen, scheint mir da schon fast vernachlässigbar.
Früher™ (#OpaerzähltvomKrieg) gab es entweder einen engagierten Fotografen, der die Bilder anschließend an die Eltern verkaufte. Oder die Eltern machten selber Bilder und tauschten die untereinander aus… da laufen wir heute mit Fitzelkameras in Smartphones herum, die teilweise mehr können als damalige hochpreisige Apparate, und trotzdem überlassen wir das Ablichten den Fotografen eines Medienunternehmens, das mit der Veröffentlichung dieser Kinderbilder Geld verdient.
Kann man als Eltern natürlich so machen, aber dann sollte man auch die Mechanismen dahinter kennen. Bitte. Gern geschehen.
Eine kleine Anregung, nur mal so in den Raum gedacht: Welche weiterführende Schule hat eine Foto-AG? Und wäre das nicht ein sinnstiftendes Motiv für die fotobegeisterten Jugendlichen?
Und falls jetzt jemand meint, ich würde dem Verlag dadurch das Geschäft kaputtmachen: Übers Jahr verteilt veröffentlicht der Zeitungsverlag viele weitere “Sonderbeilagen”. Und mir ist das wurstegal, ob Häuslebauer ihr Häuschen ablichten lassen und damit gleichzeitig Werbung für Raufasertapete machen. Bei dieser Sonderbeilage “Erste Klasse” handelt es sich aber um eine ganz perfide Art von Werbung am Kind. Und bei sowas bekomme ich Puls.